Die Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und die KD-Bank feiern in diesem Jahr ein gemeinsames Jubiläum: Der Praxistag im Studiengang Master Management, den Vertreter/-innen der KD-Bank gestalten, jährt sich zum zehnten Mal. Worum geht es dabei und wie kam es dazu?
10 Jahre Praxistag bei der Evangelischen Hochschule RWL
Perspektivenwechsel
v.l.: Markus Ptok, Vanessa Thiel, beide KD-Bank, und Professor Dr. Reinhard Lenz, Evangelische Hochschule RWL
Interaktiv: Ausgabe 3 | 2022
30. November 2022
„Ganz am Anfang ging es darum, in Kontakt zu kommen“, hat der heutige Studiengangsleiter Professor Dr. Reinhard Lenz in Erfahrung gebracht. Die Hochschule suchte Diskussionspartner aus der Praxis für ihre Studierenden. Die KD-Bank wollte sich gern den angehenden Führungskräften in sozialen Einrichtungen vorstellen. So kam es, dass die damalige Studiengangsleiterin, Professorin Dr. Monika Burmester, einen Praxistag im Masterstudiengang „Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen“ mit der KD-Bank eingeführt hat.
„Die Studierenden sind überwiegend Menschen, die aus einem sozialen Beruf stammen und Leitungspositionen in einem sozialen Unternehmen bereits ausüben oder auch anstreben“, sagt Professor Reinhard Lenz. „Wir bieten dazu einen modular aufgebauten Masterstudiengang über vier Semester in Vollzeit und über sechs Semester in Teilzeit an.“
Mehr als Betriebswirtschaft bieten
In dem Studiengang wird bewusst nicht der Weg einer ausschließlichen Orientierung an der Vermittlung originär betriebswirtschaftlicher Kenntnisse und Fertigkeiten beschritten. Diese Kompetenzen bilden zwar einen unverzichtbaren fachlichen Bezugspunkt, zugleich aber besteht die Besonderheit des konsekutiven Masterstudiengangs Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen darin, spezifisch ethische und theologische bzw. diakoniewissenschaftliche mit organisationswissenschaftlichen, sozialökonomischen und sozial-rechtlichen Kompetenzen zu verbinden.
Der Praxistag mit der KD-Bank
Der Praxistag mit der Bank für Kirche und Diakonie ist eingebettet in das Modul 4 des Studiengangs, in dem es um Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen geht.
In diesem Jahr haben Markus Ptok, Abteilungsdirektor, und Vanessa Thiel, Betreuerin Diakonie & Sozialwirtschaft, den Tag gestaltet. „Wir stellen den Studierenden anhand praktischer Fallbeispiele Kennzahlen, Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen in der Bankpraxis vor. Es geht um Fragen wie: Warum braucht die Bank diese Daten? Wie bewertet die Bank? Was ist ein Rating? Wie sehen die Zahlen anderer Einrichtungen aus? Welche Kreditarten gibt es? Worauf kommt es an, wenn ich in ein Finanzierungsgespräch mit der Bank gehe?“, erläutert Thiel die Inhalte des jährlichen Praxistages.
Gemeinsame Werteorientierung
Doch auch ganz andere Themen kamen in den letzten zehn Jahren zur Sprache. Themen, die die Evangelische Hochschule und die KD-Bank besonders miteinander verbinden: nämlich immer auch die ethische Dimension der Ökonomie im Blick zu haben und sich an christlichen Werten zu orientieren. So gab es beispielsweise Diskussionen zu Gerechtigkeitsfragen: Darf die Bank Zinsen berechnen? Warum sind Kredite bei schlechterer Bonität teurer? Ist das gerecht? Professor Reinhard Lenz sieht gerade auch in diesen Fragestellungen den Mehrwert der Kooperation für beide Seiten: „Und natürlich freuen wir uns, dass der Praxistag immer wieder aktuelle Themen aufgreift und am Puls der Zeit bleibt.“ Markus Ptok blickt auf die kommende Veranstaltung 2023: „Wir haben das Thema Nachhaltigkeit und alle relevanten Informationen in unserem Fokus. Deshalb werden wir zum einen den Berichtsstandard nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) vorstellen, den auch die Diakonie Deutschland Sozialunternehmen empfiehlt. Zum anderen soll es um die Refinanzierungs- und Fördermöglichkeiten von nachhaltigen Investitionen, z. B. zur Reduzierung der CO2-Emissionen, gehen.“
Interesse?
Viele weitere Informationen zum Mas-terstudiengang „Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen“, zu den beruflichen Aussichten, den Zulassungsvoraussetzungen und vielem mehr finden Sie auf der Internetseite der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe: www.evh-bochum.de
Gern können Sie auch direkt persönlich Kontakt aufnehmen. Dörte Kaczmarczyk, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Professor Lenz, gibt gern Auskunft:
Fon: 0234 36901-253
E-Mail: kaczmarczyk@evh-bochum.de
Perspektivenwechsel 2
Banker in Gesundheitsökonomie
Markus Ptok, Abteilungsdirektor Diakonie & Sozialwirtschaft
Wie hilfreich ein Perspektivenwechsel sein kann, kann Markus Ptok, Abteilungsdirektor Diakonie & Sozialwirtschaft bei der Bank für Kirche und Diakonie, auch aus dem entgegengesetzten Blickwinkel bestätigen. Der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt hat im Sommer 2022 seinen Master im Medizinmanagement an der FOM (Hochschule für Berufstätige) abgeschlossen.
Den scheinbaren Widerspruch zwischen medizinischen und betriebswirtschaftlichen Anforderungen zu lösen, ist eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen. Interdisziplinär ausgebildete Führungskräfte, die neben betriebswirtschaftlichem Know-how und Managementkompetenzen auch einschlägiges Fachwissen und Erfahrungen im medizinischen Bereich mitbringen, sind deshalb gefragt, auch in Banken.
Markus Ptok: „Mein eigener Anspruch an die Qualität der betriebswirtschaftlichen Betreuung von Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft hat mich motiviert, diesen Studiengang zu belegen. So kann ich das Gesundheitswesen ganzheitlich betrachten und beraten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dieser zukunftsorientierten, innovativen und nachhaltigen Branche.“
In seiner Masterthesis schließt sich der Kreis zum Bankgeschäft. Hierin geht darum, wie sich die gesellschaftlich veränderte Denkweise und die neu definierten gesetzlichen Anforderungen zu Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit auf die strategische Ausrichtung der Sozial- und Kirchenbanken, speziell auf das Kreditportfolio, auswirken.