Geldanlage 2023

Jetzt schon investieren?

Wir durchleben bewegte Zeiten – der Krieg in der Ukraine, Zinswende, Inflation und Rohstoffmangel. Die Herausforderungen sind mannigfaltig und beschäftigen uns alle. Ebenso auf die Vermögensanlage haben diese Ereignisse einen erheblichen Einfluss. Erfahren Sie mehr im Interview mit Jörg Lorenz, Portfoliomanager für ethisch-nachhaltige Lösungen bei der DZ PRIVATBANK.

Sparen und Anlegen: Ausgabe 1 | 2023

4. April 2023

Perspektiven: Welche Effekte beeinflussen aktuell die Kapitalmärkte?

Jörg Lorenz: Viele Belastungsfaktoren aus dem vergangenen Jahr, wie die schwache globale Konjunkturentwicklung, geopolitische Risikoherde oder die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung von Inflation und Geldpolitik, beeinflussen auch aktuell noch die Kapitalmärkte. Allerdings verlieren diese Risikofaktoren zunehmend an Intensität. Das konjunkturelle Umfeld zeigt bereits Anzeichen einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Sowohl die rückläufigen Ener-giepreise als auch die nachhaltige Abkehr Chinas von der Null-Covid-Politik liefern positive Impulse für die Weltwirtschaft. Gestützt durch die weiterhin robuste Arbeitsmarktsituation sollte der reale Kaufkraftverlust geringer ausfallen als bisher angenommen. Das erhöhte Niveau von Inflationsraten und Zinsen belastet zwar weiterhin die Konjunktur, für das Gesamtjahr erwarten wir aber ein moderates Wachstum in den Industriestaaten. Auch in Bezug auf die Geldpolitik sehen wir bereits Licht am Ende des Tunnels. Die rückläufigen Inflationsraten verringern den Handlungsdruck der Notenbanken, die ihren Leitzinserhöhungszyklus daher im Jahresverlauf beenden dürften. Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung, die sich bereits in einem sehr erfreulichen Jahresstart an den Märkten widergespiegelt hat, dürfte die Volatilität jedoch weiterhin hoch bleiben.

Jörg Lorenz ist verantwortlicher Portfoliomanager für ethisch-nachhaltige Lösungen bei der DZ PRIVATBANK.

Mit welcher Inflation ist mittel-/langfristig zu rechnen? Wie lange sehen wir weiter steigende Zinsen?

Jörg Lorenz: Wir gehen davon aus, dass wir den Höhepunkt der Inflationsentwicklung bereits im vergangenen Jahr gesehen haben. Der weitere Rückgang wird durch mehrere Faktoren gestützt. Da hätten wir zum einen die Entspannung der globalen Lieferketten, die durch die Öffnung Chinas zusätzlich gefördert wird. Dadurch verringern sich zum einen die Transportkosten, zum anderen werden viele Produkte wieder leichter verfügbar. Beide Faktoren reduzieren den Preisdruck. Auch die rückläufigen Energiekosten sowie die geringere Nachfrage nach Gütern im Zuge der schwächeren Wirtschaftsentwicklung sprechen für weiter sinkende Teuerungsraten. Darüber hinaus stellt Inflation immer einen Vergleich zwischen zwei Preisniveaus dar. Durch den Vergleich mit dem bereits deutlich erhöhten Preisniveau aus dem Vorjahr verringert sich die errechnete Inflationsrate. Damit dürfte die Inflation zwar dieses Jahr noch über dem selbst gesteckten Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbanken verbleiben, aber dennoch deutlich geringer als im Vorjahr ausfallen.

Die Entwicklung der Zinsen hängt wiederum davon ab, wohin man schaut. Die Renditen von Anleihen mit kurzer Laufzeit werden aufgrund der geldpolitischen Straffung zunächst noch weiter steigen. Allerdings liegt auch hier der Großteil der Bewegung schon hinter uns. Bei längeren Laufzeiten spielt die Geldpolitik eine untergeordnete Rolle. In diesem Segment werden die Renditen stärker von den langfristigen Erwartungen an das Wirtschaftswachstum und die Inflationsentwicklung beeinflusst. Die schwächere wirtschaftliche Entwicklung sowie rückläufige Inflationserwartungen sprechen daher für leicht sinkende Renditen im Jahresverlauf.

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Wie lange wird diese turbulente Marktphase noch dauern?

Jörg Lorenz: Die Volatilität wird uns zwar auch weiterhin erhalten bleiben, dürfte aber mit einer zunehmenden Verbesserung der Risikofaktoren (Energie, Geldpolitik/Inflation, Krieg, Konjunktur) im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen. Allerdings kann das Aufflammen einzelner Risikoherde, beispielsweise im Zuge erneuter geopolitischer Eskalationen, immer wieder zu Turbulenzen an den Märkten führen. Entsprechend braucht es auch zukünftig ein aktives Risikomanagement, bei dem diese Faktoren regelmäßig in den Blick rücken.

Es wird immer behauptet, die Aktienmärkte werden sich weiter nach oben entwickeln – wieso ist man sich da so sicher?

Jörg Lorenz: Da man sich bei Aussagen über die Zukunft nie vollständig sicher sein kann, bereiten wir neben unserem Basisszenario immer auch zusätzlich noch Positiv- und Negativszenarien vor. Damit können wir schnell reagieren, falls die Marktentwicklungen nicht unseren Erwartungen entsprechen.

Unabhängig davon spricht aber schon viel dafür, dass die Aktienmärkte weiter steigen. Die bereits angesprochenen Risikoszenarien sollten sich zunehmend verbessern und an den Märkten ausgepreist werden. Die Erholung der globalen Konjunktur, von der wir im weiteren Jahresverlauf ausgehen, dürfte den Aktienkursen zusätzlich Rückenwind verschaffen. Außerdem sollte man an den Kapitalmärkten besser langfristig denken und sich durch kurzfristige Schwankungen nicht zu sehr aus der Ruhe bringen lassen. Besonders bei letzterem können wir mit unserer Erfahrung und Professionalität einen Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden schaffen. Vor allem langfristig kann man wiederum von steigenden Aktienmärkten ausgehen. Je länger der Zeitraum, desto stärker macht sich dieser Effekt bemerkbar.

Was tut das Portfoliomanagement der DZ Privatbank bei einer solchen Marktkorrektur?

Jörg Lorenz: Auch in steigenden bzw. sich erholenden Märkten ist die Performance kein Selbstläufer. Wir analysieren ständig die Markt-entwicklung und das Geschäftsumfeld und positionieren uns frühzeitig, sobald wir Anzeichen einer fundamentalen Verbesserung erkennen. Wenn die Märkte dann steigen, gilt es, im Blick zu behalten, welche Bereiche das höhere Kurspotenzial bieten, und die Ausrichtung der Portfolios anzupassen. Falls wir Anzeichen einer Übertreibung erkennen, handeln wir zudem möglichst antizyklisch. Das heißt, wir verkaufen bei einem übertrieben starken Kursanstieg und kaufen nach der darauffolgenden Korrektur nach unten wieder günstiger nach. Findet hingegen eine negative Korrektur aufgrund einer plötzlichen Eskalation eines Risikofaktors (bspw. geopolitische Eskalation, Energiekrise etc.) statt, haben wir in unserer Szenarienanalyse meist bereits im Vorfeld mögliche Reaktionen abgewogen und eine Entscheidung skizziert. Im Eintrittsfall sind wir dann in der Lage, schnell zu agieren.

Sollte man jetzt schon wieder neues Geld investieren?

Jörg Lorenz: Wie beschrieben kann man vor allem langfristig von steigenden Aktienmärkten ausgehen, daher gilt: „Time in the market beats timing the market.” Also je früher und länger man im Markt investiert ist, desto besser. Bei der Suche nach dem optimalen Einstiegszeitpunkt verpasst man hingegen Renditechancen. Durch die deutlichen Kursrückgänge der internationalen Kapitalmärkte in 2022 und die inzwischen abnehmende Belastung zentraler geo- und geldpolitischer Risikofaktoren des vergangenen Jahres, haben sich die langfristigen Renditechancen zudem wieder verbessert. Daneben stellt sich auch das Zinsniveau inzwischen attraktiver dar als noch vor einem Jahr.

Bitte erläutern Sie uns noch die Besonderheiten des ethisch-nachhaltigen Investmentansatzes.

Jörg Lorenz: Bei der Themen-Vermögensverwaltung „ethisch-nachhaltig“ profitieren Kunden von einer umfangreichen Nachhaltigkeitsstrategie, die das Anlageuniversum über strenge Kriterien definiert. Investitionen erfolgen ausschließlich in Direktinvestments der Anlageklassen Anleihen und Aktien. Direktinvestments bieten höchste Transparenz und ermöglichen eine konsequentere Ausrichtung des Portfolios auf die angestrebten Nachhaltigkeitsaspekte. Ausgeschlossen werden grundsätzlich Investitionen in geächtete Waffen, Stromerzeugung und -verkauf basierend auf Kernenergie sowie Uranabbau. Zusätzlich finden umsatzbezogene Ausschlusskriterien Anwendung, darunter Pornografie, Glücksspiel, Rüstung und Tabak. Staatsemittenten werden ausgeschlossen, sofern sie wegen schwerwiegender Verstöße gegen Demokratie und Menschenrechte gemäß Freedom House Index als nicht frei gelten. Darüber hinaus haben wir das Anlageuniversum in Zusammenarbeit mit kirchlichen Institutionen zusätzlich eingeschränkt. Hierbei berücksichtigen wir die Anlagegrundsätze der EKD zur Vermögensanlage. Basis hierfür sind die EKD-Texte 113 „Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche“, die ganz aktuell noch einmal deutlich geschärft wurden. Inzwischen werden mehrere Hundert Mandate von Kirchenbanken und deren Umfeld durch die DZ PRIVATBANK betreut. Dass die Vermögensverwaltungen der DZ PRIVATBANK den strengen Auswahlkriterien dieser institutionellen Investoren standhalten und rege nachgefragt werden, gibt hier auch vermögenden Privatanlegerinnen und Privatanlegern eine wertvolle Orientierung.

Vielen Dank für das Gespräch.

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